Objekt des Monats
Eisenach in Thüringen ist die Geburtsstadt des berühmten deutschen Komponisten
Johann Sebastian Bach (* 31. März 1685, † 28. Juli 1750 in Leipzig). Ihm zu Ehren errichtete man 1884
vor der Georgenkirche in Eisenach ein Denkmal. Dieses wurde von dem aus Thüringen stammenden Bildhauer Adolf von Donndorf
(* 1835 Weimar, † 1916 Stuttgart) entworfen. Hergestellt wurde die Bronzestatue von dem deutschen Bildhauer und Erzgießer
Hermann Heinrich Howaldt aus Braunschweig. Finanziell unterstützten das Projekt
namhafte Persönlichkeiten, darunter Clara Schumann, Franz Liszt, Hans von Bülow, Carl Reinecke, Eugen d'Albert und
Joseph Joachim, indem sie durch Benefizkonzerte die erforderlichen Gelder sammelten. Der Auftrag zur Schaffung des
Denkmals wurde 1878 durch einen Bürgerverein, das "Denkmal-Comitee" vergeben.
Abb. 1: Gesamtansicht des Bachdenkmals in Eisenach.
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Der Gedanke zu einem Bachdenkmal war bereits zu dessen 100. Todestag 1850 aufgekommen. Vorgesehen war nach dem damaligen Beschluss ein Standort vor dem Geburtshaus von Bach am Frauenplan. Realisiert wurde das Vorhaben jedoch erst 1884 und dies mit einem Standort vor der Georgenkirche am Marktplatz. Die Georgenkirche war die Taufkirche Bachs. Als der Marktplatz 1938 für Aufmärsche und Paraden der Nationalsozialisten hergerichtet werden sollte, verlegte man das Bachdenkmal doch noch an seinen heutigen Standort in unmittelbarer Nähe zum "Bachhaus". Dieses wird vielfach als das Geburtshaus des Komponisten angenommen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Geburtshaus in der Nähe des Frauenplans lag.
Abb. 2: Auf der Rückseite des Bachdenkmals ist der Namen von Adolf Donndorf zu lesen. 1889 erhielt Adolf Donndorf das Ehrenritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone. Damit verbunden war der persönliche Adelstitel, den der Bildhauer seither trug.
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Das Bachhaus am Frauenplan beherbert das älteste und größte Johann Sebastian Bach gewidmente Museum. Es wurde 1907 eröffnet und hat seitdem den Auftrag "alles das zu sammeln und aufzubewahren, was Johann Sebastian Bach und sein Lebenswerk angeht", so beschrieben auf der Homepage des Museums (www.bachhaus.de).
Abb. 3: Der Sockel des Bachdenkmals.
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Die Bronzestatue des Denkmals zeigt den Komponisten stehend an einem von einem Engel gestützten Notenpult. In der rechten Hand hält Bach eine Schreibfeder. Die Statue ruht auf einem Steinsockel aus Proterobas bzw. Ochsenkopf-Proterobas aus dem Fichtelgebirge. Ob es hierzu schriftliche Unterlagen gibt, ist dem Author nicht bekannt. Farbe und Gefüge des Gesteins lassen seine Herkunft jedoch zweifelsfrei zuordnen.
Hergestellt wurde der Granitsockel von einem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überregional bedeutendsten Steinmetzunternehmen, der Berliner Granitschleiferei Kessel & Röhl. Dies geht aus der Inschrift auf der Vorderseite des Denkmals hervor (ganz unten; auf dem Bild der Abb. 3 hinter der Blumenschale verborgen):
Granitschleiferei
Berlin
Das Unternehmen verarbeitete v.a. auch Granite aus unternehmenseigenen Steinbrüchen in Schweden und Norwegen. Viele der Standbild- Denkmäler der Kaiserzeit (Reiterstandbilder und Kriegerdenkmäler, v.a. nach dem Deutsch-Französischen Krieg) stammen von dem Unternehmen, das neben Berlin mehrere Niederlassungen, darunter auch in Schweden, hatte.
Abb. 4: Detail des Proterobas am Bachdenkmal.
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Der originale Denkmalsockel wurde zum Umzug vom Marktplatz zum Frauenplan 1938 gekürzt. Ursprünglich befand sich auf dem Sockel noch das Bronzerelief der Heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Kirchenmusik, das heute an der Natursteinmauer hinter dem Denkmal angebracht ist (in Abb. 1 u. 5 links des Denkmals).
Abb. 5: Bronzerelief der Hl. Cäcilie, der Schutzpatronin der Kirchenmusik, an der Natursteinmauer. Diese besteht aus Quadern einer rötlichen Rotliegend-Brekzie. Die hellen Gesteine des Sockels der Natursteinmauer und der pfeilerartigen Unterbrechungen wurden nicht bestimmt.
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Das Bachdenkmal wurde im Jahr 2019 von August bis Ende Oktober generalsaniert. Die Bronzestatue wurde in einer Berliner Restauratoren-Werkstatt in Handarbeit von Schmutz und Verkrustungen gereinigt und anschließend mit einer mikrokristallinen Wachsschicht versiegelt. Die grüne Patina hat man bewusst gelassen; ausgebessert wurde ein aus dem 2. Weltkrieg stammender Granatspitter im Brustbereich. Der Steinsockel wurde vor Ort bearbeitet, dazu zum Teil auseinander genommen. Ausführliche Informationen zu den Sanierungsmaßnahmen findet man in einer Pressemitteilung der Stadt Eisenach vom 30. Oktober 2019 (Externen Link jetzt aufrufen).
Der Ochsenkopf-Proterobas
Die Bezeichnung Proterobas wurde 1874 von dem bayerischen Geologen Carl Wilhelm von Gümbel eingeführt (GÜMBEL 1874). Das Gestein tritt im Fichtelgebirge (Bayern) zwischen den Orten Fichtelberg und Bischofsgrün als 10 bis 25 Meter mächtiger und rund acht Kilometer langer Gangzug quer durch den Ochsenkopf auf (Abb. 6). Entstanden ist der NNW-SSO bzw. NW-SO verlaufende Gang unmittelbar nach Intrusion der Fichtelgebirgsgranite vor 297.0 ± 3.8 Mio. Jahren (SIEBEL et al. 2010). Abgebaut wurde das Gestein in mehr als 20 Steinbrüchen bis in die 1960er Jahre.
Abb. 6: Geologische Karte des Ochsenkopfgebietes (Fichtelgebirge, Nordost-Bayern) mit Kennzeichnung des Proterobasganges. Grundlage: Digitale Geologische Karte von Bayern 1:25.000. Bayerisches Landesamt für Umwelt, www.lfu.bayern.de, unter der Lizenz CC BY 4.0. Ergänzt durch die Topografie, © Datenquelle: Bayerische Vermessungsverwaltung, GeoBasis-DE / BKG 2023 – Daten verändert; OpenData. Bearbeitet mit QGIS 3.38.
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Der Proterobas ist ein mittelkörniges subvulkanisches Ganggestein mit einem charakteristischen ophitischem Gefüge. Für dieses ist typisch, dass kleine, tafelige bis leistenförmige Plagioklaskristalle kreuz und quer, d.h., ohne Richtungsorientierung, im Gestein vorkommen. Das Gestein hat eine schwarzgrüne Farbe.
Die Proterobase liegen nicht in ihrem Primär-Mineralbestand vor. Die Primärminerale wurden infolge einer Autometamorphose durch hochhydrothermale Lösungen zum größten Teil umgewandelt. Aus den primären Mineralen Augit und Plagioklas sind hervorgegangen: Albit-Oligoklas, Epidot, Hornblende, Chlorit und Titanit. Weiterhin kommen vor: Quarz, Calcit, Augit und Pyrit (STETTNER 1958).
Abb. 7: Ehemaliger Proterobas-Steinbruch am Ochsenkopf (Fichtelgebirge).
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Abb. 8: Abraum am Rande eines ehemaligen Proterobasbruches am Ochsenkopf (Fichtelgebirge).
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Der Proterobas wurde vielseitig verwendet zur Herstellung von Denkmal- und Grabsteinen, Pflastersteinen, Gehweg- und Straßenplatten, Säulen, Bottichen und Walzen. Beleibt war er augrund seines Gefüges, seiner Farbe und guten Bearbeitbarkeit besonders auch als Skulpturenstein. Spätestens seit dem 17. Jh. (evtl. bis ins 15. Jh. zurückreichend) bis nach dem 2. Weltkrieg wurden aus dem Gestein besonders auch Proterobas-Knöpfe (sog. "Paterl") hergestellt und weltweit gehandelt. Das Gestein wurde dazu in Schmelzöfen verflüssigt.
Alle Fotos (soweit nicht anders angegeben): © Andreas Peterek (Parkstein)
Letzte Änderung: 05. Januar 2025
Oben: Johann Sebastian Bach 1746. Ölgemälde von Elias Gottlob Haußmann. Unten: Adolf von Donndorf.
Bildquellen: beide gemeinfrei (wikipedia.org: Johann Sebastian Bach | Adolf von Donndorf); Das Bild von Adolf von Donndorf stammt im Original aus Schwäbisches Bilderblatt, Jg. 3 (1910), Nr. 9, 27. Februar 1910.
Objekt:
Bachdenkmal (Johann Sebastian Bach-Denkmal)
Lage:
Frauenplan, 99817 Eisenach
GPS:
50.97168, 10.32227
Entstehungszeit:
1884 (Sockel verändert 1938)
2019 (Generalsanierung)
Gestein:
Ochsenkopf-Proterobas
Synonyme:
Grüner Fichtelgebirgsporphyr
Grüner Porphyr
Proterobas
Patria
Petrografische Bezeichnung:
Mikrogabbro
Lamprophyr
Veraltet:
Gangdiabas
Mesodiabas, Mesoproterobas
Literatur:
GÜMBEL, C.W.: (1874): Die paläolithischen Eruptivgesteine des Fichtelgebirges (als vorläufige Mitteilung). - 50 S.; München
SETTNER, G: (1958): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1 : 25.000 Blatt Nr. 5937 Fichtelberg. - 116 S.; München
SIEBEL, W., SHANG, C.K. & PRESSER, V.: (2010): Permo-Carboniferous magmatism in the Fichtelgebirge: dating the final intrusive pulse by U-Pb, 207Pb/206Pb and 40Ar/39Ar geochronology. - Z. Geol. Wiss. 38: 85–98; Berlin.
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